Jörg Kachelmann (58) muss noch immer mit den Folgen des Vergewaltigungsprozesses leben.
Es war der Moment, als sich für den Schweizer alles änderte: Am 20. März 2010 wurde er wegen des Verdachts auf Vergewaltigung festgenommen. Seine ehemalige Geliebte hatte den schweren Vorwurf gegen ihn erhoben. Im anschließenden Prozess wurde Jörg Kachelmann schließlich ein Jahr später freigesprochen. Damit hörte für ihn der Kampf allerdings nicht auf: Er wollte Schadenersatz von der Frau und ging nach einigen Niederlagen sogar an das Oberlandesgericht in Frankfurt. Im September, sechs Jahre später, gab ihm dieses endlich Recht.
„Wäre ich eine Frau, würde ich gefeiert, weil ich das alles sechs Jahre durchgehalten habe gegen meine Peiniger, wenn ich mal den kleinen Maskulisten geben darf“, betonte er gegenüber der ‚Stuttgarter Zeitung‘. „Aber die Unterstellung, dass alles, was ich mache, Rache sein soll, halte ich schwer aus. Ich wollte mein Recht.“
Mit den Folgen des Prozesses muss sich der ehemalige Fernsehstar indes noch heute herumschlagen. So wird er immer noch auf der Straße erkannt. „In Deutschland gibt es dieses ungenierte Starren. Wenn wir zu dritt in ein lautes Wirtshaus gehen, bringen wir es mitunter komplett zum Verstummen“, seufzte Kachelmann während des Gesprächs. So sei er noch immer in einem leichten Alarmzustand, der seit 2010 in seinem Leben ist. „Als ich jede Sekunde von Boulevardjournalisten verfolgt wurde“, erinnerte er sich. Entschuldigt hat sich bei ihm bisher allerdings niemand. Aber damit habe er auch nicht gerechnet, wie er zu bedenken gab.
Vergessen kann er die schwere aber Zeit nicht. „Opfer eines Verbrechens zu sein, hat nie irgendeinen positiven Effekt. Ich hätte damals gerne beruflich weitergemacht, wo ich war. Ich wäre gerne nicht 132 Tage unschuldig im Gefängnis gewesen und nicht wie die Sau durch das Mediendorf getrieben worden. Ich hätte nicht gerne 44 demütigende Prozesstage diesen Schwachsinn über mich hören müssen von Richtern, Staatsanwälten und lügenden Menschen. Das war nicht leicht auszuhalten – auch schweigend“, gestand Jörg Kachelmann der ‚NWZ‘ und stellte klar: „Das ist etwas, das man nie vergisst. Ich träume manchmal noch von der Zeit.“