Die unvergessliche Miss Marple

Die unvergessliche Miss Marple

Wer kennt sie nicht, die schrullige alte Dame, die so liebreizend und neugierig war und so manchen Inspektor ziemlich „dumm“ aussehen ließ, weil sie diesem in einigen Fällen meilenweit voraus war?

Die Rede ist von der bezaubernden Amateurdetektivin „Miss Marple“ – alias Margaret Rutherford – im deutschsprachigen Raum auch liebevoll die „englische Adele Sandrock“ genannt.
In den vier legendären „Miss Marple“ Filmen von Agatha Christie – „Der Wachsblumenstrauß“, „Mörder ahoi!“, „Vier Frauen und ein Mord“ und „16.00 Uhr ab Paddington“ – überzeugte die britische Schauspielerin mit ihrem Spürsinn jeden Inspektor, brachte sie sich mehr als nur einmal in akute Lebensgefahr und versetzte ihren Freund Mr. Stringer oftmals in helle Aufregung.
„Mr. Jim Stringer“ war übrigens nicht nur Margaret Rutherfords Filmpartner, sondern gleichermaßen auch ihr Ehemann – dessen bürgerlicher Name Stringer Davis lautete.

In der Agatha Christie Verfilmung „16.00 Uhr ab Paddington“ – dem ersten „Miss Marple“ Film, schleuste die liebenswerte alte Lady einfach ihren geliebten „Mr. Stringer“ mit ein, was allerdings großen Unmut bei Agatha Christie erzeugte. Jedoch war dies nicht die einzige Eigenmächtigkeit, welche sich die beherzte Britin erlaubte. So bestand Margaret Rutherford ausdrücklich darauf, in dieser Verfilmung ihre eigenen Kleider zu tragen. Vielleicht kam die charmante „alte Schrulle“ deswegen auch so authentisch rüber?

Im Übrigen war Agatha Christie nicht nur über Rutherfords Eigenmächtigkeiten erzürnt, vielmehr missfiel der berühmten Krimi-Autorin auch die ziemlich burschikose und freche Darstellung der Miss Marple in den vier Verfilmungen ihrer Romane. Denn im Endeffekt war Christies „Miss Marple“ eine gutmütig bedachte Detektivin gewesen. Nachdem Agatha Christie und Margaret Rutherford sich schließlich während der Dreharbeiten persönlich kennenlernten, wendete sich das Blatt und die beiden Damen wurden enge Freundinnen. Die Schriftstellerin Agatha Christie ging sogar noch einen Schritt weiter. Sie widmete 1963 ihrer Freundin Margaret den Roman „The Mirror Crack`d From Side to Side” – „Mord im Spiegel“. Dieser Agatha Christie Roman wurde später mit Angela Landsbury in der Rolle der Miss Marple verfilmt.

„Miss Marple“ hatte selbstverständlich auch ein Privatleben. Am 11.05.1892 wurde Margaret Rutherford in London geboren. Ihre Mutter hieß Florence Rutherford und ihr Vater – der dunkle Punkt im Leben der Margaret Rutherford – war William Benn. William Benn, der Erzeuger von Margaret Rutherford, galt als geisteskrank. Am 04.03.1883 – als an Margaret noch gar nicht zu denken war – erschlug dieser seinen eigenen Vater mit einem Nachttopf. Später kam William Benn in ein Hospital für kriminelle Geisteskranke. Damit der Makel des väterlichen Namens der kleinen Margaret nicht angelastet werden konnte, erhielt sie den Namen der Mutter. Diese starb als Margaret drei Jahre alt. So kam es, dass die kleine Margaret in die Obhut ihrer Tante Bessie kam, der Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Später besuchte Margaret Rutherford die Wimbledon High School, nahm danach Klavierunterricht als auch Schauspielunterricht.

1945 heiratete Margaret Rutherford den englischen Schauspieler Stringer Davis. Mit zunehmendem Alter befiel die Alzheimer-Erkrankung die liebenswerte Schauspielerin. Wenige Tage nach ihrem 80-zigsten Geburtstag – am 22.05.1972 – verstarb die legendäre „Miss Marple“ Darstellerin. Schuld an ihrem Tod soll ein zahnärztlicher Eingriff gewesen sein, der Komplikationen nach sich gezogen hatte. Ein Jahr nach Rutherfords Tod wurde ihr Mann – Stringer Davis – neben ihr in der Gruft der St. James Church, Gerrards Cross in Buckinghamshire beigesetzt.

Margaret Rutherford – die charmante, schrullige Miss Marple, mit dem Herzen auf der Zunge – hat noch immer eine große Fangemeinde und wird niemals vergessen werden!