Julia Jentsch: Ein Plädoyer für die Selbstbestimmung

Julia Jentsch: Ein Plädoyer für die Selbstbestimmung

Julia Jentsch (38) setzt sich für die Selbstbestimmung der Frau ein.

Die Darstellerin ist derzeit mit dem auf der Berlinale umjubelten Melodram ’24 Wochen‘ in den deutschen Kinos zu sehen. Der Streifen dreht sich um eine Frau, die im sechsten Schwangerschaftsmonat die Diagnose gestellt bekommt, dass ihr Baby mit Down-Syndrom und einem schweren Herzfehler auf die Welt kommen wird. Zu diesem späten Zeitpunkt in der Schwangerschaft kämpft Julias Figur mit der Entscheidung, ob sie das Kind bekommen oder es noch abtreiben soll.

Die Dreharbeiten haben die Schauspielerin sehr berührt und mitgenommen und ihr sogar einen neuen Zugang zum Thema Abtreibung vermittelt. Dass die Entscheidung über eine Abtreibung gesetzlich bei der Frau alleine liegt, findet Julia richtig, wie sie im Gespräch mit der ‚Berliner Zeitung‘ erklärte: „Ich finde, dass am Ende sie und nur sie entscheiden kann. Weil es eine Entscheidung ist, die ihren eigenen Körper miteinschließt. Die Frau riskiert auch ihr Leben, egal, wie sie sich entscheidet. Bei einem Eingriff wie dem einer Spätabtreibung, aber auch bei einer solchen Geburt, setzt sich die Frau einer großen Gefahr aus, und wer soll darüber bestimmen, wenn nicht sie selbst.“

Das heißt natürlich nicht, dass der Partner kein Mitspracherecht hat. Ganz im Gegenteil: Julia findet, dass man die Entscheidung als Paar gemeinsam besprechen muss. „Das sollte in einer starken, modernen Partnerschaft so sein.“

Der Film behandelt ein Thema, das viele Zuschauer berührt und für großes Aufsehen gesorgt hat. Es ist aber auch ein Film, der von Julia eine detaillierte Vorbereitung verlangte. Das war nicht immer einfach für die Charakterdarstellerin, wie sie im Interview mit ‚Cicero‘ erklärte: „Meine Vorbereitung bestand darin, Menschen zu treffen, die Ähnliches erlebt haben wie Astrid. Das war sehr extrem und bewegend, weil diese Menschen mir ihre schlimmsten und intimsten Erlebnisse erzählt haben. Zugleich war diese Offenheit auch ein großes Geschenk. Und, was mich verblüfft hat: Als ich im Bekanntenkreis erzählte, was ich für einen Film mache, begannen überraschend viele zu erzählen: ‚Du, das habe ich auch erlebt.‘ Oder: ‚Das ist ja unsere Geschichte!‘ Es betrifft mehr Menschen, als man denkt.“ Julia Jentsch war mitgenommen, aber froh, die Rolle angenommen zu haben.