Ferdinand von Schirach (53) sieht die technologische Entwicklung nicht positiv.
Der Schriftsteller (‚Strafe‘) hängt nicht ständig vor den sozialen Medien oder an seinem Handy. Stattdessen schätzt er die Ruhe – die im Gegensatz zur Einsamkeit stehe, die durch moderne Kommunikation nur noch verstärkt wird. Gegenüber ‚Bild‘ wird er kritisch: „Das große Versprechen beispielsweise von Facebook war ja, Kontakt mit allen möglichen Menschen haben zu können. Doch in Wirklichkeit führen die sozialen Netzwerke zu einer noch größeren Einsamkeit. Fünf Menschen sitzen an einem Tisch und jeder starrt nur noch auf sein Handy.“
Eine Besserung ist seiner Meinung nach nicht in Sicht: „Jetzt kommt der nächste Schritt – die virtuelle Realität. Da liegen die Menschen dann mit einem dicken Bauch und einem Bier in der Hand auf dem Sofa, tragen diese Brillen und kaufen sich in ihrer virtuellen Welt einen Körper wie Brad Pitt, mit dem sie alles anstellen können. Das wird nicht gutgehen, fürchte ich.“
Vor dieser Einsamkeit könne man sich auch nur schwer effektiv schützen, wie Ferdinand von Schirach dem ‚Spiegel‘ erklärte: „In unserem normalen Leben gehen wir davon aus, das wir Teil einer Gemeinschaft sind. Der Familie, eines Freundeskreises, der Kollegen und so weiter – aber tatsächlich ist meine Erfahrung, dass die meisten Menschen einsam sind. Auch wenn sie mit anderen zusammenleben. Das Intimste können wir nicht mal denen mitteilen, denen wir ganz nah sind, weil es mit Scham verbunden ist, mit Ängsten, mit unserem Scheitern vor uns selbst. Wir bleiben damit allein.“