Marie Bäumer: Vom drolligen Miteinander auf dem roten Teppich

Marie Bäumer: Vom drolligen Miteinander auf dem roten Teppich

Marie Bäumer (48) findet ihren Beruf manchmal merkwürdig.

Die Darstellerin ist derzeit durch ihren Film ‚3 Tage in Quiberon‘ in aller Munde und wird mit Nominierungen überschüttet. Diese Prominenz nutzt sie, um auf etwas aufmerksam zu machen, das ihr schon seit einigen Jahren Sorgen bereite, wie sie gegenüber der ‚B.Z.‘ zugeben musste: „Wir sind in der Filmbranche mit Schauspiel die meistunterschätzte Kunstform und haben die meisten Trittbrettfahrer dabei. Es funktioniert halt irgendwie, sich da reinzuschummeln, auch wenn man das Handwerk nicht beherrscht. Das könnte ein klassischer Musiker nie. Es ist auf unseren roten Teppichen schon ein drolliges Miteinander.“

Allerdings hätten Schauspieler in Deutschland auch einen anderen Status als etwa in Frankreich oder den USA. Dies liege einfach an der deutschen Mentalität, wie Marie fortfuhr: „Berühmt sein in Deutschland, meine Güte. Deutschland ist da ganz weit unten. Hier bekannt oder berühmt zu sein, stellt sich eigentlich nicht viel anders dar, als wenn man es nicht ist. Das beliebteste deutsche Wort ist ‚Bodenständigkeit‘. Na gut, aber was wollen wir denn dann, Berühmtheit oder Bodenständigkeit?“

Das Handwerk zu erlernen, sei dabei von größter Wichtigkeit, denn wenn man vor der Kamera stehe, komme es auf die kleinsten Details an, die einem Jungstar ohne Ausbildung oft nicht bewusst sind, wie Marie Bäumer im Gespräch mit dem ‚Tagesspiegel‘ erklärt: „Worauf es ankommt beim Spielen, ist der Mensch im Raum; Peter Brooks berühmtes Buch heißt nicht zufällig ‚Der leere Raum‘. Dazu gehören die Raumachsen, die Körperspannung im Raum, die Bewegung, der Rhythmus, erst dann kommt die Sprache. Für Anfänger ist übrigens gerade das Nebensächliche eine Riesen-Herausforderung. Wir sprechen hier miteinander und ich trinke Zitronenwasser mit Eiswürfeln. Wenn wir die Szene drehen würden, müsste ich eine kurze Sprechpause machen, während ich die Eiswürfel hineintue, damit das Geräusch den Dialog nicht überlagert. Es muss organisch wirken, bloß keine künstliche Pause!“