Surrogates: Bruce Willis muss seinen Avatar ersetzen

Surrogates: Bruce Willis muss seinen Avatar ersetzen

So glatt waren die Gesichtszüge lange nicht mehr. Kein Wunder, denn in seinem neuen Film „Surrogates“ lässt Hollywood-Star Bruce Willis einen perfekten Avatar für sich durch die Gegend laufen. Dumm nur, dass der irgendwann erschossen wird. Da muss der zerknautschte Original-Willis wieder selber ran.

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So makellos wie bei ihrem ersten Auftritt in „Surrogates – Mein zweites Ich“, Jonathan Mostows Verfilmung von Robert Vendittis und Brett Wedeles Graphic Novel, sahen Radha Mitchell und Bruce Willis noch nie aus. Selbst vor Jahren waren ihre Gesichtszüge nicht so glatt und ebenmäßig

Alles an Mitchell und Willis ist derart perfekt, dass sie fast nichts mehr Menschliches an sich haben. Aber das sollen sie auch gar nicht. Schließlich sind die von ihnen gespielten FBI-Agenten Jennifer Peters und Tom Greer, die einen Mord in einer Seitengasse aufklären sollen, Roboter, oder genauer: Surrogate. Gesteuert werden diese Wunderwerke der Computertechnologie von Menschen, die nun ihre Wohnungen überhaupt nicht mehr verlassen brauchen.

Seit diese Roboter-Avatare die ganze Arbeit machen, ins Büro gehen und einkaufen, sich ins Nachtleben stürzen und in die Ferien fahren, während deren Besitzer in ihrem heimischen Wänden liegen und ihr Leben als rein virtuelle Erfahrung genießen, ist die Verbrechensrate nahezu auf Null gesunken. Auch sonst scheint durch die perfekt aussehenden Surrogate alles schöner und besser geworden.

Doch nun offenbart sich in diesem Roboter-Idyll eine eklatante Schwachstelle. Das Opfer des Mordes in der Seitengasse war zwar auch ein Surrogat, also ein lebloses Ding, aber die Waffe, eine neuartige Strahlenpistole, hat seinen Besitzer daheim gleich mitgetötet.

Robert Vendittis Comic ist eine düstere Meditation über den Preis von perfekter Schönheit und beispielloser Sicherheit. Gelegentlich mag man sich nach einem Leben ohne jedes Risiko sehnen – nur würde es sich dann überhaupt lohnen zu leben?

Ganz kann auch Jonathan Mostow diese Frage nicht unter den Hollywood-kompatiblen Action-Teppich kehren. Allein schon die Anwesenheit von Bruce Willis, der natürlich nicht nur als perfekt retouchierter Roboter sondern auch in seiner natürlichen Gestalt in Erscheinung tritt, macht sie unumgänglich.

Nachdem Greers Avatar zerstört wurde, muss der FBI-Agent seine Wohnung verlassen und sein eigenes Leben riskieren. So kann Willis noch mal an seine „Stirb langsam“-Auftritte anschließen. Dass sein von den Spuren der Jahre gezeichnetes Gesicht und sein eben nicht mehr makelloser Körper immer noch eine weitaus größere Faszination ausüben als alle Surrogate, versteht sich von selbst. Nur huldigt der Film Willis‘ Ausstrahlung ein wenig zu ergeben, zumal Mostow darüber all die faszinierenden Ideen seiner Vorlage vernachlässigt.